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Montag | 30.11.09 | 19:00h [89 min]
LIVE FILM! – Zu Gast: Stefanie Schulte Strathaus
Stefanie Schulte Strathaus ist Ko-Direktorin vom 'Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.', Berlin, Mitglied im Auswahlkomitee des Forums der Berlinale und Leiterin des Programms Forum Expanded.
Jack Smith | Song for Rent | 4 min | 1969 | 16mm | US
Jack Smith | Overstimulated | 5 min | 1959-63 | 16mm | US
Jack Smith | Flaming Creatures | 43 min | 1962-63 | 16mm | US
Ken Jacobs | Little Stabs at Happiness | 18 min | 1958-63 | 16mm | US
Jonas Mekas | Diaries, Notes and Sketches: Walden | 10-15 min (Ausschnitt von 173 min Gesamtlänge) | 1965-68 | 16mm | US
Marie Menken | Hurry! Hurry! | 4 min | 1957 | 16mm | US
Jack Smith | Song for Rent | 4 min | 1969 | 16mm | US
Als No President 1969 im Elgin Theater gezeigt wurde, lief als Vorfilm ein kurzer Farbfilm, den der Fotograf Don Snyder nach Smiths Anweisungen aufgenommen hatte (Snyder hatte während der Aufnahmen auch Dias gemacht). Smith erschien als sein Alter Ego Rose Courtyard, mit roter Perücke und Plastikkiefer, in einem Rollstuhl inmitten des Sammelsuriums der Plaster Foundation. Zur Begleitung des Films sang Kate Smith zweimal “God Bless America”. Gekleidet in einen roten Morgenmantel aus Satin und einen Strauß toter Rosen umklammernd steht Rose schließlich auf und entrichtet einen Salut. Der Film war in einer Dose mit der Aufschrift “Song for Rent” gefunden worden, dem Titel einer mixed media Produktion von 1971, in der Smith aufgetreten war.
Jack Smith | Overstimulated | 5 min | 1959-63 | 16mm | US
Overstimulated wurde in schwarzweiß in Smiths Appartment in der Lower East Side gedreht (ebenfalls Drehort des Films, der, von Ken Jacobs geschnitten, zu Blonde Cobra werden sollte) und zeigt Bob Fleischner und Jerry Sims – der gelegentlich als Darsteller für Smith auftrat und auch in Ken Jacobs Star Spangled to Death zu sehen ist – die in langen hauchdünnen Kleidern vor einem flackernden Fernsehapparat auf und ab springen. Die Kameraführung fällt etwas weniger entfesselt aus in diesem zweiten Film, den Smith nach Scotch Tape vermutlich Ende 1959 gemacht hat, bevor Smith und Fleischner sich überworfen hatten.
Durch den Erfolg von Flaming Creatures übernahm Jonas Mekas die Kosten für die Kopienerstellung von Overstimulated, der möglicherweise auch (kurz) von der Film-Makers’ Cooperative verliehen wurde, bevor Smith ihn nach zwei Jahren, zusammen mit Flaming Creatures, aus dem Verkehr zog. Wiederum zwei Jahre später wurde Overstimulated Teil des Programms Horror and Fantasy at Midnight, aus dem schließlich No President hervorging.
Jack Smith | Flaming Creatures | 43 min | 1962-63 | 16mm | US
Flaming Creatures erschien Anfang 1963 wie aus dem Nichts und wurde in New York City ein Jahr später verboten. Der Film entwarf eine völlig neue Idee von Kino-Glamour – ein Glamour, der Hollywood alles und nichts verdankte. Die 42minütige diskontinuierliche Abfolge “exotischer” Tableaus, zusammen mit einem reichhaltigen Gemisch von (hauptsächlich) altmodischer Popmusik dargeboten, ist eine Art Kreuzung zwischen Josef von Sternberg auf dem Höhepunkt seiner gelehrten Kunstfertigkeit und einem delirierenden Home-Movie von einer Transvestitenorgie – nur dass “Transvestit” nicht ganz das richtige Wort ist für Smiths Truppe arabischer Odalisken, spanischer Tänzer, blonder Vampire und heißblütiger Beatniks (alle halbnackt, einige davon echte Frauen). Und dass Sternberg vermutlich nicht einer solch radikalpragmatischen Ästhetik fähig gewesen wäre, die sich längst abgelaufenen Schwarzweiß-Filmmaterials bedient, welches den Bildern das flackernde Ephemere einer Welt verleiht, die zur Hälfte von der Hitze ihres eigenen Begehrens verzehrt wird. Zugleich primitiv und gebildet, schreiend komisch und ergreifend, spontan und vorbereitet, fieberhaft und träge, schlicht und ausgefeilt, avant und altmodisch, grob und phantastisch, neu und veraltet, unschuldig und abgestumpft, hoch und niedrig, roh und gekocht, Underground und Camp, Schwarzweiß und Weiß-auf-Weiß, entworfen und verfallen, reich an Perversionen und glorreich armselig, erschien Flaming Creatures als ein völlig neuer Stern am Firmament. Selbst wenn Jack Smith nur dieses eine Werk geschaffen hätte, auch dann wäre er einer der großen Visionäre des amerikanischen Filmschaffens. (© J. Hoberman)
Ken Jacobs | Little Stabs at Happiness | 18 min | 1958-63 | 16mm | US
Jonas Mekas | Diaries, Notes and Sketches: Walden | 10-15 min (Ausschnitt
aus 173 min) | 1965-68 | 16mm | US
Marie Menken | Hurry! Hurry! | 4 min | 1957 | 16mm | US
My favourite film is always the one I am working on at the moment – but there's one, which I particularly like – that's Hurry! Hurry!, a study of live, strongly magnified sperm cells, on search for an egg to fertilize. All sperms die. That is the big tragedy; while working on it, I felt like an alchemist, who tries to find gold, and I only found lead. (Marie Menken)
Übersicht Wintersemester 2009/2010
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