Das Filmforum der HBK präsentiert im Sommersemester 2010:

   

 

Montag | 03.05.2010 | 19:00 h [98 min]

Klassiker reloaded 12 - 30er bis 50erJahre

Jean Cocteau | Le sang d'un poète (Das Blut eines Dichters)
Jean Genet | Un chant d'amour
Peter Weiss & Hans Nordenström | Enligt Lag (Im Namen des Gesetzes)

 

Jean Cocteau | Le sang d'un poète (Das Blut eines Dichters) | 55 min | 1930 | 16mm (35mm) | FR
Cocteau gelingt es, eine Welt hinter der realen Welt darzustellen, die irreal und mystisch ist. Dazu gebraucht er die Mittel des Films, die es etwa ermöglichen, dass Personen durch Spiegel hindurchschreiten können. Ebenso gebraucht er phantastische Kombinationen unvereinbarer Ereignisse in Raum und Zeit und, als glanzvolle Metapher, die Sprengung eines großen Fabrikkamins zu Beginn des Films, die mittendrin durch die Handlung des Films unterbrochen wird und sich erst am Ende mit dem völligen Zusammenbruch vollzieht. Cocteau nennt das "einen Realismus des Irrealen, das heißt, den sichtbaren Beweis, dass dieses Irreale an sich existiert" und sieht diesen Film als "eine realistische Dokumentation irrealer Ereignisse". "Man müsste Exspiration sagen und nicht Inspiration. Aus unserer Nacht kommen die Dinge. Unser Werk präexistiert in uns. Das Problem besteht darin, es zu entdecken (invenire). Wir sind nur seine Archäologen." (Cocteau)

Jean Genet | Un chant d'amour | 23 min | 1950 | 16mm | FR
Zwei Häftlinge versuchen, durch ein winziges Loch in der Mauer zwischen ihren Zellen miteinander in Kontakt zu kommen - beobachtet und sanktioniert durch einen eifersüchtigen Gefängniswärter.
In diesem einzigen Film des Schriftstellers Jean Genet wird mit einfachsten Mitteln und prägnanten Standardsituationen eine Welt ohne Frauen ausgemalt: der hermetische männliche Kosmos des Gefängnisses. In einer an Jean Cocteau angelehnten Bildsprache erzählt Genet collagenartig von den Sehnsüchten und Freiheitsträumen einiger Häftlinge. Er bedient sich dabei einer aus seinen Romanen bereits bekannten visionären Erzähltechnik, die reales Geschehen mit Imaginiertem zusammenfließen lässt.

Peter Weiss & Hans Nordenström | Enligt Lag (Im Namen des Gesetzes) | 20 min | 1957 | 16mm | SE
Peter Weiss findet in seinem Dokumentarfilm über das Jugendgefängnis in Uppsala Bilder für eine Zwangssituation, ohne Gesichter zu zeigen: Das Arbeiten im Garten, der Zellenschluss, die Mahlzeiten, die Zellenwände voller Bilder nackter Frauen, der Besuch der Damen einer Wohltätigkeitsorganisation, die beim Blick in eine Zelle meinen, dass es „denen ja gut zu gehen scheint.“ Mittendrin die Wachhabenden, wie Maschinen öffnen und schließen sie Schränke und Türen mit Schlüsseln. Nicht zuletzt das Kontrollieren der Briefe durch die Gefängnisleitung zeigt im Film das Ausgeliefertsein, die totale Nacktheit des Individuums.

 

Übersicht Sommersemester 2010 - Klassiker reloaded 2

Übersicht Wintersemester 2009/2010 - Klassiker reloaded 1

 

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