Das Filmforum der HBK präsentiert im Wintersemester 2010/2011:

   

 

Montag | 17.01.11 | 19:00 h   [135 min]

"Teaching different films differently"

Ben Russell | Let each one go where he may
| 135 min | 2009 | 16mm | US

(In Kooperation mit dem Seminar "Teaching different films differently" von Heike Klippel und Florian Krautkrämer)

 

Der Film besteht aus dreizehn Aufnahmen von jeweils zehn Minuten. Zwei Brüder (Benjen und Monie Pansa) werden mit einer 16mm Steadycam verfolgt, eine athletische und ästhetische Hochteistung vom Kameramann Chris Fawcett. Beginnend in den Vorstädten von Paramaribo, an Waldpfaden und Marktplätzen entlang, an illegalen Goldminen vorbei bis zum Dschungel und dann in einem Motorboot den Fluss entlang bis zu einem Dorf der Maroons, wo sie an den spannendsten Ritualen teilnehmen, die immer noch durch diese Nachfahren von Sklaven, die einst den niederländischen Kolonialherrschen entkommen sind, praktiziert werden. Das Ergebnis ist eine Reflektion der Geschichte der Zwangsmigration und eine tiefgreifende Untersuchung der kulturellen Besonderheiten des Betrachtens und der Darstellung.
In seiner kartographischen Darstellung zeitgenössischer Saramaccaans Kultur, lädt 'Let Each One Go' den Anachronismus und die Legendenbildung ein, teilzunehmen an der gewagten Verschmelzung der Geschichte, die im Film entsteht, sowie an dessen Schwankungen zwischen Nachstellung und Bericht, an dessen Untersuchung des Anstaunens, der kulturellen Unterdrückung und des Überlebens. Wie eine Ethno-Fiction von Rouch, fährt der Film den Zuschauer nicht nur auf eine außergewöhnliche Suche, sondern auch auf eine Untersuchung über Darstellung und die Veränderungskraft der Kamera. (Andréa Picard, Toronto International Film Festival)
Die Länge und Ruhe der Plansequenzen wird von Ben Russell dadurch erreicht, dass er wenig eingreift in die Inszenierung und auch nicht das Bedürfnis verspürt, dem Zuschauer erklären zu müssen, was vor der Kamera passiert. Eben dadurch entfaltet der Film eine Eigenständigkeit, die bezaubernd ist und über zwei Stunden lang beim Beobachten fesselt. Selten war es so spannend, Zeuge von etwas zu sein, dass man zunächst kaum versteht, nur um anschließend als Verbündeter des Films die Vorstellung zu verlassen.

 

Ben Russell, geb. 1976, studierte Kunst und Semiotik an der Brown University sowie Film und neue Medien am Art Institute of Chicago. Er arbeitet als Fotograf, Kurator und Experimentalfilmschaffender und lebt in Chicago.

 

Übersicht Wintersemester 2010/2011 - Klassiker reloaded 3

Übersicht Sommersemester 2010 - Klassiker reloaded 2

Übersicht Wintersemester 2009/2010 - Klassiker reloaded 1

 

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