Montag | 09.05.11 | 19:00 h [74 min]
Geschichte(n) in Bewegung – Renaissance
Normalität 1-3 | Hito Steyerl | 10 min | 1999-2001 | AT/DE
Härlig är jorden / World of Glory | Roy Andersson | 15 min | 1991 | SE
King of the Jews | Jay Rosenblatt | 18 min | 2000 | US
Mother Economy | Maya Zack | 20 min | 2007 | IL
Mary Koszmary | Yael Bartana | 11 min | 2008 | PL
Normalität 1-3 | Hito Steyerl | 10 min | 1999-2001 | DVD (Video) | AT/DE
"Normalität 1-3", eine Serie kurzer essayistischer Videos, verzeichnet alltägliche neofaschistische Gewalt als Instrument einer solchen ‚Normalisierung’.
Sachlich aber insistierend berichtet Hito Steyerl detailreich von einer steigenden Zahl antisemitischer und rassistischer Anschläge im wiedervereinigten Deutschland und in Österreich – gegen Denk- und Grabmäler ebenso wie gegen Menschenleben. In nüchterner Bildsprache entwickelt sie eine Vielfalt filmischer Formen und Kommentierungsweisen, um dadurch Fragen nach den gesellschaftlichen Strukturen von solcher Gewalt und deren Darstellbarkeit aufzuwerfen.
Härlig är jorden / World of Glory | Roy Andersson | 15 min | 1991 | DVD (35mm) | SE
In zwölf statischen Szenen führt ein apathischer Hauptdarsteller durch die Schrecken der modernen Welt. Der Film wurde unter anderem durch Krzysztof Kieślowskis "Dekalog" inspiriert. „Das ganze entsetzliche Potenzial des Bösen, das im Zweiten Weltkrieg ein Ventil gefunden hat, ist aus meiner Sicht eine Last, die wir noch immer tragen – mit unserer leicht zu stimulierenden Neigung zu Mythen, unseren Vorurteilen, unserer Kurzsichtigkeit, unserem Aberglauben, mangelnden Geschichtsverständnis, Anti-Intellektualismus, unserer Bildungsfeindlichkeit, Engstirnigkeit, Habsucht und Rührseligkeit – kurz: mit den Bausteinen, aus denen das Böse besteht.“ (Roy Andersson)
King of the Jews | Jay Rosenblatt | 18 min | 2000 | DVD (Video) | US
"King of the Jews" ist ein Film über Anti-Semitismus und Transzendenz. Der Film setzt sich aus Material von Hollywoodfilmen, Lehrfilmen der 50er Jahre, persönlichen Homemovies und religiösen Filmen zusammen. Der Filmemacher verarbeitet darin seine kindliche Angst des vor Jesus Christus. Ein Ausgangspunkt der zum größeren Zusammenhang der christlichen Wurzeln des Anti-Semitismus führt.
Mother Economy | Maya Zack | 20 min | 2007 | DVD (35mm) | IL
"Mother Economy" ist eine Meditation über das Erinnern an den Holocaust und den Verlust. In Zacks Video spürt eine sparsame und fleißige Frau Objekte auf, die abwesenden Familienangehörigen gehören, um sie zu inventarisieren, zu katalogisieren und mit Nummern zu versehen. Anhand dieser zu Formeln und Gleichungen gefügten Zahlen formt sie schließlich aus Kugel (einem jüdischen Nudelauflauf) akribisch ein ökonomisches Tortendiagramm. Während im Radio Berichte aus dem Zweiten Weltkrieg laufen, versucht die einsame Protagonistin mittels häuslicher Rituale den Überblick und die emotionale Kontrolle zu behalten. Skizzierte Portraits von Verwandten und persönliche Artefakte auf Papier dienen als Erinnerungen an die Toten.
Mary Koszmary | Yael Bartana | 11 min | 2008 | DVD (Video) | PL
Slawomir Sierakowski, ein junger polnischer Linksradikaler hält eine Rede in einem Warschauer Stadion, das in den Jahren der Polnischen Republik (1921-1939) ein beliebter Platz für politische Versammlungen war. Die Rede reflektiert die Ästhetik nationalistischer Propagandafilme, aber ihr Inhalt läuft nicht nur diesem Stil, sondern auch allem, worauf dieser Stil basiert, zuwider. Er spricht vor einem fast völlig leeren Stadion, wo nur wenige junge Leute seinen Worten lauschen. Sierakowski beschreibt die kulturellen und linguistischen Folgen der Auswanderung der Juden nach dem Zweiten Weltkrieg nach Israel und ruft die polnischen Juden auf, nach Polen zurückzukehren. Indem sie den Stil alter nationalistischer Propagandafilme zitiert, betont Bartana die Parallelen zwischen der ideologischen und der visuellen Strategie dieses Films, in dem die Rede als eine Form des Widerstands funktioniert. Letztendlich interessieren Bartana hier die der Rede innewohnenden Möglichkeiten (und Unmöglichkeiten) und die Fragen des Antisemitismus und Rassismus, die ein solcher Film aufwirft.
Übersicht Sommersemester 2011 - Geschichte(n) in Bewegung
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