Das Filmforum der HBK präsentiert im Wintersemester 2016/17:

   

 

Montag | 14.11.16 | 19:00 h

KurzfilmProgramm: Mediale Räume – Theater, Kino, Internet

Es gibt Räume, die es nur gibt, um 'weitere' Räume zu öffnen. Die Filme dieses Programms verbleiben in diesen Räumen - aber es sind Räume, die 'die Welt bedeuten'. Die Filme öffnen ein 'Fenster zur Welt', indem sie ihren Raum wie in einem Spiegelkabinett betrachten. Objekt und Subjekt der Betrachtung werden umgekehrt. Dabei ergeben sich ganz 'heimliche' Perspektiven - auf Kolonialismus, DDR-Heimat, Divenkult, großes Kino und globale Filmindustrie. Und ganz nebenbei stellt sich die Frage: Wem gehören diese Räume - Copyright, Copyleft. (MB)

 

     
   

 

Filmprogramm (65 min):

Sharon Lockhart - Teatro Amazonas / for viewing purposes only
10:42 min (aus 39 min) | 1999 / 2016 | internet (35mm) | col | sound | OV (nodialog) | US (BR)

Susann Maria Hempel - Der große Gammel
8:20 min | 2012 | video (HD) | col | sound | OVdt | DE

Fred Morin - Callas Reloaded
6:35 min | 2014 | video (found footage) | bw | sound | OV (nodialog) | FR

Morgan Fischer - Projection Instructions
4 min | 1976 | 16mm | bw | sound | OVen | US

Peter Tscherkassky - Outer Space
9:58 min | 1999 | 16mm (35mm/CinemaScope) | bw | sound (nodialog) | AT

Kevin B. Lee - Transformers: the Premake (a desktop documentary)
25 min | 2014 | video (desktop generated) | col | sound | OVen | US



Sharon Lockhart - Teatro Amazonas / for viewing purposes only
10:42 min (aus 39 min) | 1999 / 2016 | internet (35mm) | col | sound | OV (nodialog) | US (BR)
Sharon Lockharts Film TEATRO AMAZONAS wurde im Juni 1999 im Teatro Amazonas in Manaus, Brasilien gedreht. Man könnte ihn als eine wörtliche Interpretation der Idee ‘eine Kultur betrachtet die andere’ ansehen. In diesem Fall handelt es sich um die der Einwohner der Stadt Manaus. Lockhart füllte die Sitze des 110 Jahre alten Opernhauses, das tausend Meilen von der Mündung des Amazonas entfernt ist, mit einem Querschnitt aus der eingeborenen und der europäischen Bevölkerung der Stadt und nahm dieses aufmerksame Publikum von der Bühne des Theaters herab auf. Während sie von einer unbewegten Kameraperspektive aus ungeschnittene 29 Minuten lang gefilmt werden, hören die Zuschauer einer live-Darbietung des ‘Chorals do Amazonas’ zu. Indem sie ihren Film im Teatro Amazonas spielen läßt und ihn mit Zuschauern bevölkert, die repräsentativ sind für jedes Stadtviertel von Manaus, bricht Lockhart mit dem überlieferten Verfahren der ethnographischen Dokumentarfilme, befreit so den Film von den strikten Prinzipien kultureller Beobachtung und läßt ihn stattdessen in einer weniger artikulierten, mehr verinnerlichten und deshalb stärker filmischen Weise durch Raum und Zeit treiben. (http://films.arsenal-berlin.de)

Susann Maria Hempel - Der große Gammel
8:20 min | 2012 | video (HD) | col | sound | OVdt | DE
Als schließlich das Theater in ihrer Heimatstadt abgerissen werden sollte, nahm sie auf ihre Art Abschied mit dem Film "Der große Gammel". Dafür zerkratzte und verätze sie Filmmaterial, Dias und alte Tonbänder, Dinge, die sie in den scheinbar fluchtartig verlassenen Räumen des Theaters gefunden hatte, so, dass das Gebäude nicht nur aus dem Stadtbild von Greiz, sondern am Ende auch auf der Leinwand verschwindet.
Dieser experimentelle Abgesang auf das alte Greizer Stadttheater ist Susann Maria Hempels ganz persönlicher Nachruf auf einen Ort, an dem sie ihren künstlerischen Erweckungsmoment erlebte. Hier stand sie mit 13 Jahren zum ersten Mal auf den Brettern, die die Welt bedeuten, schnupperte erstmalig Theaterluft und konnte seitdem nicht mehr davon lassen. (Grit Krause, www.shortfilm.de)

Fred Morin - Callas Reloaded
6:35 min | 2014 | video (found footage) | bw | sound | OV (nodialog) | FR
Callas Reloaded is a personal editing of a concert Callas gave at Covent Garden in 1964. All the musical parts have disapeared and the sound has been reworked : the diva remains alone on stage, almost without doing anything, to thunderous applause. (www.xposedfilmfestival.com)

Morgan Fischer - Projection Instructions
4 min | 1976 | 16mm | bw | sound | OVen | US
Der Film besteht ausschließlich aus einer Folge von Texten, die im Bild erscheinen und gleichzeitig vorgelesen werden. Dieser - geschriebene und gesprochene - Text enthält einen Satz von Anweisungen für den Vorführer, wie er seinen Apparat bedienen soll. Die einschneidenden Eingriffe, die er vornehmen muss, bringen zu Bewußtsein, wie der Apparat funktioniert, den er kontrolliert. Genau genommen sieht das Publikum nicht den Film, sondern achtet auf die Interaktion zwischen dem Bild auf der Leinwand (der Partitur) und dem Vorführer (dem Darsteller). Der Film ist eine Performance, bei der die Partitur sichtbar ist, während der ausführende Darsteller im Verborgenen bleibt. (arsenal distribution)

Peter Tscherkassky - Outer Space
9:58 min | 1999 | 16mm (35mm/CinemaScope) | bw | sound (nodialog) | AT
Die Ahnung eines Horrorfilms, lauernde Gefahr: Ein Haus, nachts, im Blick der Kamera leicht verkippt, taucht irrlichternd aus tiefem Schwarz auf und darin wieder ab. Eine junge Frau setzt sich langsam in Bewegung, auf das Gebäude zu, betritt es, die Schnittstellen des Films knacksen, die Tonspur knarrt, gedämpft, erstickt. Gefundenes Material, Hollywood, ist die Basis dieses Films. Die Gestalt, die durch die Bilder schleicht, geschleudert wird und gegen sie schlägt, heißt Barbara Hershey. Tscherkasskys dramatisches Recycling, die Neuabtastung und Umbelichtung des Materials, Kader für Kader, schiebt die Bilder und die Räume ineinander, entzieht dem Betrachter jeden Boden und spaltet die Gesichter, wie im bösen Traum.
Aus dem Off, dem outer space, dringt Wesensfremdes in die Bilder, und die Montage wird darüber panisch. Die Außengrenzen des Filmbildes, die leere Perforation und die Skelette der Lichttonspur proben die Invasion: Sie durchlöchern die ohnehin unterminierte action des Films, das Kino zerreißt sich selbst, getrieben von der Aussicht auf eine letzte Ekstase. Glaswände bersten, Möbel kippen. Tscherkassky bedrängt seine Heldin, treibt sie zum Äußersten: Immer wieder, so scheint es, schlägt sie gegen die Kinomaschine, bis die Bilder zu stottern beginnen, aus der Fassung geraten. Outer Space, ein Schocker filmischer Fehlfunktionen, ein hellraiser des Avantgarde-Kinos, beschwört ein Inferno herauf, das seine Vernichtung (der Erzählung, der Illusion) mit ungeahnter Schönheit betreibt. (Stefan Grissemann; Verleihnotiz Sixpack Film)

Kevin B. Lee - Transformers: the Premake (a desktop documentary)
25 min | 2014 | video (desktop generated) | col | sound | OVen | US
Transformers: Zeitalter der Vernichtung, der vierte Teil aus Michael Bays Transformers kam im Juni 2014 in die Kinos. Bereits Monate vorher konnte man auf eine immense Anzahl von Amateuervideos auf YouTube zugreifen die die Dreharbeiten des Films dokumentierten. Transformers: the Premake schafft aus 355 YouTube Videos eine Kritische Auseinandersetzung mit der globalen Filmindustrie, Amateurfilmen und der politischen Ökonomie der Bilder. (Kurzfilmfestival Köln KFFK)


 

[ Abbildung oben: aus dem Film „Der große Gammel“ von Susann Maria Hempel ]

 

Übersicht Wintersemester 2016/17

 

Filmforum

home