Das Filmforum der HBK präsentiert im Sommersemester 2018:

   

 

Montag | 28.05.18 | 19:00 h

Klassiker reloaded 6:  Generation ’68

Aufbruch und Widerstand durchziehen die ganzen Sechziger Jahre wie eine Zündschnur, die dann 1967/68 zu offenem Protest und politischer Revolte führt. Es beginnt mit radikaler Verweigerung gegenüber dem Althergebrachten (der gewohnten Ordnung) oder gar der Zerstörung der überkommenen Repräsentationsformen. So auch in der Experimentalfilm- und Videokunst, die sich zu dieser Zeit auch als Avantgarde begreift. Trotz Ernsthaftigkeit und Tiefe ihrer Anliegen, besitzen all diese 'Experimente' einen teils absurden, teils anarchischen Humor. (MB)

 

     
   

 

Filmprogramm (72 min):

Nam June Paik - Zen For Film
| 8 min | 1962-64 | digifile (16mm) | bw | silent | OV (nodialog) | BRD+US
Wolf Vostell - Sun in Your Head
| 7 min | 1963 | Video (16mm auf Video) | sw | stumm | BRD
Helke Sander - Subjektitüde
| 4 min | 1966 | DVD (16mm) | bw | sound | OVdt | BRD
May Spils - Das Portrait
| 10 min | 1966 | DVD (16mm) | col | sound | OVdt | BRD
Werner Nekes - put-putt
| 10 min | 1967 | digifile (16mm) | col | sound | OV (nodialog) | BRD
Lutz Mommartz - Selbstschüsse
| 6 min | 1967 | digifile (16mm) | bw | sound | OVdt | BRD
Chantal Akerman - Saute ma ville
| 13 min | 1968 | DVD (35mm) | bw | sound | OV (nodialog) | BE
Harun Farocki - Die Worte des Vorsitzenden
| 3 min | 1967 | DVD (16mm) | bw | sound | OVdt | BRD
Hellmuth Costard - Besonders wertvoll
| 11 min | 1968 | BluRay (16mm) | col | sound | OVdt | BRD



Nam June Paik - Zen For Film
| 8 min | 1962-64 | digifile (16mm) | bw | silent | OV (nodialog) | BRD+US
Nam June Paik (*1932-2006) was a major contemporary artist and a seminal figure in video art. His video sculptures, installations, performances and single-channel videos encompass one of the most influential and significant bodies of work in the medium. Paik has made an enormous contribution to the history and development of video as an art form.
['Zen For Film' as part of the 'Fluxfilm Anthology'] Dating from the sixties and compiled by George Maciunas (1931-1978, founder of Fluxus), 'Fluxfilm Anthology' is a document consisting of 37 short films ranging from 10 seconds to 10 minutes in length. These films (some of which were meant to be screened as continuous loops) were shown as part of the events and happenings of the New York avant-garde. [...] they celebrate the ephemeral humor of the Fluxus movement.
(http://www.ubu.com/)

Wolf Vostell - Sun in Your Head
| 7 min | 1963 | Video (16mm auf Video) | sw | stumm | BRD
Wolf Vostells experimenteller Videofilm "Sun in you head" gehört zu der Fluxus-Kunstrichtung der 60er und 70er Jahre. Das Video überträgt das Prinzip der Dé-coll/age auf das laufende Bild. Während er bis dahin nur mit der Verzerrung des aktuellen TV-Programms arbeitet, kann er nun erstmals den Zeitablauf gezielt gestalten. 1963 steht noch keine Videotechnik zur Verfügung und er lässt verzerrte TV-Bilder von der Mattscheibe abfilmen. 1967 wird dieser Film neu geschnitten und auf Video übertragen.
Wolf Vostell (1932-1998) war einer der wichtigsten deutschen Maler, Bildhauer und Happeningkünstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er gilt als einer der Pioniere des Environment, der Videokunst, des Happening und der Fluxus-Bewegung. Techniken wie die Verwischung oder die Dé-coll/age sind ebenso ein Kennzeichen seiner Werke wie das Einbetonieren.

Helke Sander - Subjektitüde
| 4 min | 1966 | DVD (16mm) | bw | sound | OVdt | BRD
Eine Frau und zwei Männer an einer Bushaltestelle, jeweils mit subjektiver Kamera aus der Perspektive der Person gedreht, die spricht und die jeweils anderen beobachtet.
Mein erster Film in der Film­aka­demie zum Thema „Boy meets Girl“, gestellt von unserem Dozenten Jiri Weiß. Mich inter­es­sierte das Thema nicht beson­ders. Um es für mich inter­es­sant zu machen, nahm ich alle Personen mit subjek­tiver Kamera auf und hatte das Problem, warum ich – bei subjek­tivem Blick – über­haupt von einer Person zur anderen schneiden solle. Der subjek­tive Blick hört ja nicht auf. Es ist meine Entschei­dung von außen, die drei Charak­tere in ihren Äuße­rungen zu unterbrechen.
(http://www.helke-sander.de/filme/subjektitude/)

May Spils - Das Portrait
| 10 min | 1966 | DVD (16mm) | col | sound | OVdt | BRD
Vom Scheitern eines künstlerischen Schöpfungsaktes: Trotz kunstgeschichtlicher Instruktionen aus dem Off scheitert eine junge Frau daran, ihr Selbstporträt zu malen. Gleichwohl reiht sie sich in eine Phalanx weiblicher Ikonen ein – von Mona Lisa bis Brigitte Bardot.
(Deutsche Kinemathek, Berlinale Retrospektive 2016)

Werner Nekes - put-putt
| 10 min | 1967 | digifile (16mm) | bw | sound | OV (nodialog) | BRD
Schwarzes Bild aus Körnern, Huhn pickt, von unten durch Glasscheibe gesehen. (Angeregt zu diesem Blickwinkel wurde Werner Nekes durch eine Kameraeinstellung in dem Film "Entr'acte" von René Clair, Frankreich 1924: eine tanzende Ballettänzerin wird von unten aufgenommen. Wenn die Kamera nach oben schwenkt, so wird daraus ein bärtiger Mann). Bild frei - Bild wird wieder durch Streuen von Körnern bedeckt, schwarz. Weiße Leinwand - Schnee - verblutendes Huhn ohne Kopf färbt Schnee rot - neuer Schnee bedeckt das Blut und das Huhn.
(http://wernernekes.de/)

Lutz Mommartz - Selbstschüsse
| 6 min | 1967 | digifile (16mm) | bw | sound | OVdt | BRD
Die optische Biographie eines unkonventionellen Filmemachers. Regisseur, Kameramann und Darsteller in einer Person, richtet er die Kamera gegen sich selbst. Er spielt mit ihr, wirft sie in die Luft, rast über die Wiesen, filmt seine Bewegungen, sein Gesicht und seine Hände und demonstriert damit sein abenteuerliches Verhältnis zu einer 16mm-Kamera. Nicht eine Handlung also, sondern das Filmen selber wird zur Aktion. Das Godard'sche Bonmot vom Filmen als 'Wahrheit 24 mal in der Sekunde' hat Mommartz in seinen Filmen wie kaum ein anderer bewusst gemacht.
Lutz Mommartz (*1934) entschied sich 1967 Filmemacher zu werden und erhielt schon Ende des Jahres beim Experimentalfilmfestival „Exprmntl4“ in Knokke auf Anhieb einen Preis. Von Anfang an gehörte er zur Hamburger Filmmacher Cooperative (Gründung 1968). Von 1978 bis 1999 war er Professor für Film an der Kunstakademie Münster.

Chantal Akerman - Saute ma ville
| 13 min | 1968 | DVD (35mm) | bw | sound | OV (nodialog) | BE
Ihr erstes Prachtexemplar von verwegenem Film, 'Saute ma ville' drehte sie, gerade 18 Jahre alt, auf 35 mm, ohne Geld oder Unterstützung durch irgendwelche Institutionen. «Eines Tages wollte ich einen Film über mich selbst machen. Das war Saute ma ville . Ich brauchte eine Kamera, Film, Licht und jemanden, der die Kamera bediente. Ich fragte einen Bekannten, ob er mir dabei helfen würde, und jemand anderes hat mir die Kamera geliehen. Wir kauften ein bisschen Filmmaterial und drehten den Film in einer Nacht. Und dann habe ich ihn geschnitten.» Akerman ging einige Monate auf eine Filmhochschule (INSAS) in Brüssel, die sie abbrach, weil ihr nicht erlaubt wurde, unmittelbar mit dem Filmemachen loszulegen. [...]
(https://www.viennale.at/)

Harun Farocki - Die Worte des Vorsitzenden
| 3 min | 1967 | DVD (16mm) | bw | sound | OVdt | BRD
Die Worte des Vorsitzenden ist Harun Farockis erster Film mit politischem Inhalt und entstand in seinem zweiten Jahr an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Ein Mann liest in der Mao-Bibel von Lin Biao. Er reißt ein Seite heraus und baut daraus einen Papierflieger. Der Flieger hat plötzlich eine Metallspitze und wird auf zwei Personen geworfen, die Papiertüten mit den Gesichtern des Schah Mohammad Reza Pahlavi von Persien und seiner Frau Farah tragen. Doch der Flieger landet in einem Teller Tomatensuppe und bespritzt den Schah nur mit roter Suppe. Darüber spricht Helke Sander Auszüge aus dem Lin Biao Buch.
(https://de.wikipedia.org)

Hellmuth Costard - Besonders wertvoll
| 11 min | 1968 | BluRay (16mm) | col | sound | OVdt | BRD
Besonders wertvoll ist ein Kurzfilm des deutschen Regisseurs Hellmuth Costard aus dem Jahr 1968. Der Titel ist eine Anspielung auf das höchste Filmprädikat „besonders wertvoll“ der Filmbewertungsstelle Wiesbaden. Zu Beginn des Jahres 1968 wurde in Deutschland ein neues Filmförderungsgesetz verabschiedet, das auch eine Klausel zur „Sittenwidrigkeit“ enthielt. Der Film beschäftigt sich in ironischer Weise mit diesem Thema. – In dem Kurzfilm wird eine Rede des CDU-Bundestagsabgeordneten Hans Toussaint, der das neue Filmförderungsgesetz mitinitiiert hatte, durch einen sprechenden Penis vorgetragen. Nach der Rede wird das Genital von einer Frauenhand masturbiert, wobei im Hintergrund Trompetenmusik zu hören ist. Nach einer Ejakulation auf die Kameralinse endet der Film mit dem Bild eines nackten Gesäßes, das per Furz eine Kerze zum Erlöschen bringt.
(https://de.wikipedia.org)



 

[ Abbildung oben: aus dem Film 'Das Portrait' (1966) von May Spils ]

 

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