
Montag | 10.11.2025 | 19:00 h
Kurzfilmprogramm: Das selbstbewusste Bild
(kuratiert und präsentiert von Susann Maria Hempel)
Die Illusionsmaschine des Kinos malt mit Freude lebensfeindliche Atmosphären aus - liefert sich selbst aber ungern den zerstörerischen Prozessen aus, die es inszeniert. Wie würden Bilder einer Welt aussehen, wenn die Prozesse ihrer Zerstörung auch die Medien (und die Materialität) ihrer Dokumentation befielen? Im Rahmen des Kurzfilmprogramms „Das selbstbewusste Bild“ werden verschiedene Methoden aufgezeigt, mit denen sich die Allgegenwart von Weltuntergangsszenarien filmisch begegnen lässt. Sie operieren mit beschädigten Resten oder mit Strategien des „Weglassens“ filmischer Mittel - und sind deshalb als Einstieg in das Seminar „Verzicht Üben“ zu verstehen.
Das Programm ist ein Sprungbrett in das Gebiet der selbstreflexiven Bilder und eröffnet mindestens zwei Denkrichtungen: Entweder wir nehmen die Apokalypse vorweg, indem wir fröhlich Material zerschleißen, oder wir zögern sie hinaus, indem wir unsere Mittel reduzieren. Pessimisten und Optimisten sind gleichermaßen willkommen! (SMH)
Filmprogramm (74 min)
Susann Maria Hempel - Der Große Gammel
8:30 min | 2013 | HD | col | sound | OVde+ru | DE
Susann Maria Hempel - Hope Road
12:30 min | 2025 | HD | col | sound | OVde | DE
Stan Brakhage - Mothlight
3 min | 1963 | digifile (16mm) | col | silent | OV (nodialog) | US
Stan Brakhage - The Garden of Earthly Delights
1:45 min | 1981 | digifile (35mm) | col | silent | OV (nodialog) | US
Bill Morrison - Light is Calling
8 min | 2004 | HD (4:3 / 35mm) | col | sound | OV (nodialog) | US
Chris Marker - La Jetée
28 min | 1962 | DVD (35mm) | bw | sound | OVen | FR
Aleksey Lapin - Coming Soon
13:45 min | 2023 | HD (4:3) | col | sound | OVde (SUBen) | AT
Susann Maria Hempel (*1983 in Greiz/DDR) studierte Mediengestaltung an der Bauhaus-Universität Weimar. Für ihre Experimentalfilme erhielt sie zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, darunter den Deutschen Kurzfilmpreis 2014 (Kategorie Experimentalfilm) und den Grand Prix Labo auf dem Internationalen Kurzfilmfestival in Clermont-Ferrand. 2019 erhielt sie den HAPGrieshaber-Preis der Stiftung Kunstfonds; 2021/22 war sie Stipendiatin an der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo.
Details
Susann Maria Hempel - Der Große Gammel
8:30 min | 2013 | HD | col | sound | OVde+ru | DE
Susann Maria Hempel - Hope Road
12:30 min | 2025 | HD | col | sound | OVde | DE
Stan Brakhage - Mothlight
3 min | 1963 | digifile (16mm) | col | silent | OV (nodialog) | US
Stan Brakhage - The Garden of Earthly Delights
1:45 min | 1981 | digifile (35mm) | col | silent | OV (nodialog) | US
Bill Morrison - Light is Calling
8 min | 2004 | HD (4:3 / 35mm) | col | sound | OV (nodialog) | US
Chris Marker - La Jetée
28 min | 1962 | DVD (35mm) | bw | sound | OVen | FR
Ein namenloser Mann überlebt den Dritten Weltkrieg und lebt im Untergrund des zerstörten und radioaktiv verseuchten Paris. Das einzige, an das er sich konstant klammert, ist eine verschwommene Kindheitserinnerung an das erschrockene, aber wunderschöne Gesicht einer Frau, die gerade Zeuge eines Mordes am Rollfeld des Orly-Flughafens kurz vor Ausbruch des Krieges wird. Seine obsessive Verbindung zu jener Erinnerung läßt ihn zu einem perfekten Versuchskaninchen für die Wissenschaftler des Untergrunds werden, die ihn in die Vergangenheit schicken, um die Apokalypse zu verhindern. Der Mann jedoch sucht die Nähe und die Liebe der Frau, die er nur aus einem einzigen Bild in seinem Gedächtnis kennt...
(Die Online-Filmdatenbank)
Aleksey Lapin - Coming Soon
13:45 min | 2023 | HD (4:3) | col | sound | OVde (SUBen) | AT
Man könnte glauben, dass nicht viel passiert an einem Blumenstand irgendwo in Wien. Die Geschwister Vroni und Flori wissen aber ganz genau, wie sie in der Flüchtigkeit des städtischen Treibens eine kleine Geschichte der Menschheit entdecken können. Vroni dreht sich auf ihrem Drehstuhl und behauptet, die Zukunft zu kennen. Sie sagt voraus, was den Passant*innen widerfahren wird, und erahnt einen großen Umbruch. Aleksey Lapin beleuchtet mit den Mitteln des magischen Realismus einen Mikrokosmos, durch den die Marginalisierten wandeln, während sich in der Luft ein alles verändernder Wind zusammenbraut. In sich wiederholenden Bewegungen dreht sich die Kamera wie Vroni um die eigene Achse und verdichtet, ja verformt so Raum und Zeit. Scheinbar Beiläufiges wird prophetisch, scheinbar Erträumtes wird Wirklichkeit. Eine poetische, verspielte Ode an das Gefühl, dass nicht alles so sein muss, wie es ist.
(Katalogtext Diagonale 2023, ph)
[ Abbildung oben: aus dem Film ‚Mothlight' (1963) von Stan Brakhage ]