Mit einer Vorführung im Filmforum der HBK startet Dagie Brunderts HandsOn-Workshop 'Kompostol und die Schönheit im Banalen'. In zwei Blöcken zu je drei Tagen wird die Super-8 in jeglicher Hinsicht durchleuchtet: Von geschichtlichen Hintergründen des Formats, über die Vorstellung diverser Kameras und Techniken, bis hin zu eigenen Filmaufnahmen inklusive Selbstentwicklung in selbst zusammengestellten, organischen Lösungen. (Im Folgenden berichtet die Künstlerin aus der Praxis).
Der Workshop - 12 Student*innen, ein Tisch voll Kameras, jede Menge TriX-Schwarzweißfilme und eine handvoll uralte Farbfilme, die wir teils zusammen, teils alleine verfilmt haben. - Wir haben alle Filme zusammen entwickelt (im pechdunklen Frauenklo in die Entwicklerdose eingefädelt!), und zwar in ökologisch unbedenklichem Entwickler aus Kaffee, Waschsoda und Vitamin C. Später dann, in der zweiten Woche, auch in … Blumensuppe.
Wir filmten lokal und bezogen den Zufall, die Gelegenheit, unsere Umgebung mit ein. - Wir stellten unsere Antennen auf, fanden die Schönheit im Banalen, das Besondere im Vergänglichen, Situationen, Stimmung, Umwelt, Menschen, Wetter, alles was dort zu der Zeit einmalig vorhanden war.
Woraus bestehen Filmschichten, wie geht Farbe, was macht Licht, wie wirke ich als Entwicklerin ein – der Zauber des haptischen Analogen krallte uns und trudelte uns ins Universum der Biosuppen-Entwicklung!
Super 8 ist ein extrem sexy Material: Es ist warmfarbig, hat unschlagbare Grauwerte und Schwärzen, die man digital nie so hinbekommt, ist partiell geheimnisvoll unscharf, naturkörnig, nicht 100%ig vorhersehbar – selbst Entwickelunfälle können sich als ästhetisches Überraschungswunder entpuppen!
[ Fotos: Dagie Brundert, Caspar de Gelmini, Takashi Kunimoto, Lucas Lühr ]